
Drei Begriffe, die den gleichen Sachverhalt beschreiben sollen… – Ab wann ist ein Kind “bereit” für die Schule? 🤔
In diesem Beitrag beschäftige ich mich mit der Frage, welche Grundannahme dem jeweiligen Begriff zugrunde liegt und welcher Begriff (aus unserer heutigen Sicht auf Schule) die Voraussetzungen für den Schuleintritt am besten beschreibt. 🙂
Schulreife
Den Begriff „Schulreife“ verwendete man vor allem in den 50er/ 60er Jahren → gemeint war ein bestimmter Entwicklungsstand:
Man ging davon aus, dass jedes Kind irgendwann Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt, die es ihm ermöglichen, die Anforderungen der Schule zu meistern.
Ausgangspunkt dieser Überlegung war damals die inzwischen widerlegte Vorstellung, dass allein Reifungsprozesse die Grundlage für Entwicklung bilden. ❗️
Schulfähigkeit
Ende der 60er Jahre war man der Auffassung, dass Lernprozesse ausschlaggebend für die Entwicklung seien. Sämtliche Fähigkeiten und Fertigkeiten, die bedeutsam für den Schulerfolg sind, können erworben werden. In diesem Zusammenhang sprach man von „Schulfähigkeit“.
In den 70er Jahre entstand dadurch förmlich eine Förderwelle → Kinder wurden durch Förderangebote ganz gezielt auf die Schule vorbereitet.
Das Ganze hatte nur ein Problem: Der Effekt der Maßnahmen war nicht so groß wie erhofft. ❗️😧
Die Gründe waren vielschichtig:
- die Förderprogramme waren zu einseitig (nur rein auf Fähigkeiten gerichtet),
- individuelle Lernvoraussetzungen wurden zu wenig berücksichtigt,
- zu stark kognitiv orientiert und
- eine zu geringe Einbeziehung der Eltern erfolgte.
Schulbereitschaft
Heute verwendet man lieber die Bezeichnung „Schulbereitschaft“ um damit auszudrücken, dass vor allem die sozialen und motivationalen Faktoren wichtig sind für einen optimalen Schuleintritt.
Aus heutiger Sicht
In der Literatur am gebräuchlichsten ist heute aber nach wie vor die “Schulfähigkeit” – nur dass diese jetzt nicht mehr allein dem Kind “überlassen wird”, sondern dass alle am Übergang beteiligten Personen eine wichtige Rolle dabei spielen. Schulfähigkeit ist eine pädagogische Aufgabe an der Kinder, Eltern, pädagogisches Fachpersonal und Lehrkräfte beteiligt sind.
Das Ziel ist es: eine Anschlussfähigkeit zwischen den Institutionen Kindergarten und Schule herzustellen!
Folgende Aspekte spielen aus der Sicht der beteiligten Personen/ Institutionen eine Rolle:
- beim Kind: z.B. Motivation, kognitive Voraussetzungen,
- bei den Eltern: z.B. Unterstützung, Bindung,
- bei der Schule: z.B. Lehrplan, Bedingungen des Anfangsunterrichts, Methoden,
- beim Kindergarten: z.B. Anregungen, Förderung, Erkennen von zusätzlichem Förderbedarf.1
Fazit: Die Vorbereitung auf die Schule stellt demnach ein eigenständiges Bildungsziel des Kindergartens dar! 🙂
Kleines Quiz am Ende: Kennst du ein Beobachtungsinstrument, welches dir hilft einen ganzheitlichen und Institutionen übergreifenden Blick auf die Bildungsbiographie eines Kindes zu werfen? 🤔 Die Übergänge zwischen den Bildungsinstitutionen sollen damit erleichtert werden. Schreibe deine Lösung gerne in die Kommentare oder mir auf Instagram: olgaweber.substack oder Facebook: olgaweber.substack🤓🍀
Quelle: Hagemann, Ch. (Hrsg.) (2013): Pädagogik/ Psychologie für die sozialpädagogische Erstausbildung, S.258f., Köln: Bildungsverlag EINS.
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