Erkenntnisse der Bindungsforschung
In dem heutigen Beitrag möchte ich dir zunächst näher erläutern, was man unter dem Begriff “Bindung” versteht und welche Studie in den 60er Jahren die ersten Hinweise dazu lieferte, dass für das Gefühl der Bindung so viel mehr notwendig ist als die bloße Versorgung mit Nahrung …
Hierzu empfehle ich dir folgendes YouTube-Video anzusehen, in dem Harry Harlow Studien mit kleinen Rhesus-Äffchen durchführte:
- 1957 benutzte Harlow Rhesus-Äffchen dazu, um an ihnen die Grundlagen der Mutter-Kind-Beziehung/ Bindung zu erforschen.
- Die Rhesus-Äffchen hatten die Wahl zwischen 2 Attrappen: einer „Draht-Mutter“, die Milch spendet und einer „Stoff-Mutter“, die zwar keine Milch spendet, jedoch Geborgenheit vermittelt.
- Die Studie zeigte: Die Rhesus-Äffchenhielten sich bei der Draht-Mutter immer nur zur Nahrungsaufnahme auf. Den überwiegenden Teil der Zeit waren sie jedoch bei der “Stoff-Mutter”, die ihnen Geborgenheit gab.
Diese Untersuchung zeigte auf, dass Bindung nicht allein über die Versorgung eines Kindes aufgebaut wird, sondern weitaus mehr bedarf.
Die Bindung an eine erwachsene Person ist für das Kind überlebensnotwendig und bildet die Basis für seine soziale Entwicklung.
Was ist Bindung?
- 1960er: der brit. Psychiater John Bowlby & die kanadische Psychologin Mary Ainsworth widmen sich der Bindungstheorie
Bowlby geht von der Annahme aus, dass das Bindungsbedürfnis beim Menschen biologisch tief verankert sei. Jeder Mensch hat von Geburt an ein biologisches Bedürfnis nach Bindung an einige wenige Personen, die ihn schützen und versorgen können. Die primäre Bezugsperson ist dabei die Person, mit der das Kind zunächst die häufigsten interaktiven Erfahrungen macht/ die meiste Zeit verbringt. Dabei zeigt das Kind von Beginn an Bindungsverhaltensweisen: weinen, festklammern, nachfolgen, protestieren… Der Säugling versucht damit auf sein Bedürfnis nach Schutz und Zuwendung aufmerksam zu machen.
Entscheidend ist hierbei die Frage: Reagiert die Bezugsperson angemessen und feinfühlig auf das Kind? Dies spielt später eine wesentliche Rolle, wenn wir auf die Bindungsqualitäten eingehen werden.
- Bindung: Aufbau einer engen sozialen Beziehung zu einer Bezugsperson (häufig ist dies die Mutter, Vater, …)
- sollte zuverlässig und konstant verfügbar sein, um eine positive Entwicklung zu ermöglichen
Definition von Bindung
Der Begriff „Bindung“ ist in der Bindungstheorie durch drei Merkmale gekennzeichnet:
- enge und besondere Beziehung zwischen zwei Personen: richtet sich auf eine oder wenige spezielle Personen, mit denen das Kind tief verbunden ist; bei mehreren Bezugspersonen → Bevorzugungshierarchie
- positive emotionale Grundhaltung der Bezugsperson gegenüber dem Kind: emotionale Zuwendung, Achtung, Wärme, Körperkontakt, Ansprache, … aber auch Gefühle wie Freude, Trauer, Ärger, Wut, … → ein besonderes Vertrauensverhältnis entsteht
- Dauer: Bindungen sind von langer Dauer, auch wenn sie sich verändern oder durch weitere Bindungen ergänzt werden.
Mary Ainsworth führte hierzu den Fremde-Situations-Test durch, welcher uns Aufschluss über Bindungsqualität eines Kindes liefert 😉
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