Bindungseigenschaften

Die Bindungsbeziehung

Die Beziehung zwischen der pädagogischen Fachkraft und dem Kind ist nicht gleichzusetzen mit der Beziehung zu den Eltern. 

Die Fachkraft braucht ein gewisses Maß an Distanz, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden und muss zudem ihre Aufmerksamkeit und Zeit auf mehrere Kinder verteilen. Eine positiv – emotionale Beziehung zum Kind trägt jedoch entscheidend zum Wohlbefinden des Kindes bei. In Abgrenzung zur Beziehung an die Eltern spricht man hierbei von einer „Bindungsbeziehung“.


Feinfühligkeit (nach Mary Ainsworth)

Für den Aufbau einer Beziehung, die zu einer sicheren Bindung beim Kind führt, ist die sog. Feinfühligkeit” unerlässlich: Eltern die eine hohe Feinfühligkeit gegenüber ihrem Kind zeigen, tragen maßgeblich zu einer sicheren Bindung beim Kind bei.

Diese Feinfühligkeit lässt sich durch drei wesentliche Merkmale kennzeichnen:

  1. Die Signale des Kindes wahrnehmen,
  2. Die Signale des Kindes richtig interpretieren (sich in die Lage des Kindes versetzen – die eigenen Bedürfnisse dabei nicht in den Vordergrund stellen)
  3. und angemessen und prompt darauf reagieren.

Aus diesem Grund ist auch eine positiv verlaufende Eingewöhnungsphase so wichtig, denn aus der zunächst vertrauensvollen Beziehung entwickelt sich im Laufe der Zeit eine Bindungsbeziehung zum Kind, das Tempo wird hierbei vom Kind bestimmt.


Aufgaben der Erzieherin

Laut der deutschen Entwicklungspsychologin Lieselotte Ahnert gibt es 5 sog. “Bindungseigenschaften”/ bindungsähnliche Eigenschaften, die zu dem Bindungsaufbau zwischen Fachkraft und Kind beitragen:

  1. Zuwendung: liebevolle und emotional warme Kommunikation; Kind und Erzieherin haben Freude an der gemeinsamen Kommunikation
  2. Sicherheit: dem Kind ein Gefühl der Sicherheit vermitteln; Kinder spielen intensiver und erkunden ihre Umwelt aufgeschlossener, wenn die Erzieherin für sie verfügbar bleibt
  3. Stressreduktion: hat das Kind mit Frustrationen zu kämpfen, so wird es Trost und Unterstützung bei der Erzieherin suchen; sie hilft ihm mit seinen negativen Emotionen umzugehen und Ängste zu überwinden
  4. Explorationsunterstützung: dem Kind das Gefühl vermitteln, dass es bei Unsicherheiten zur Erzieherin zurückkehren kann; die Erzieherin ermutigt das Kind zum neuen Erkunden, stellt aber auch gleichzeitig einen “sicheren Hafen” dar, zu dem das Kind zurückkehren kann
  5. Assistenz: gelangt das Kind an die Grenzen seiner Handlungsfähigkeit, so erhält es die Unterstützung der Erzieherin; bei einer sicheren Erzieher-Kind-Bindung wird das Kind die Hilfe vorrangig bei dieser Bindungsperson suchen

Auch die Mutter-Kind-Beziehung ist von diesen Merkmalen gekennzeichnet, jedoch liegt die Schwerpunktsetzung unterschiedlich: 

  • bei der Mutter-Kind-Beziehung stehen Zuwendung, Sicherheit und Stressreduktion im Vordergrund; 
  • bei der Fachkraft-Kind-Beziehung jedoch Stressreduktion, Explorationsunterstützung und Assistenz.

Wie wichtig diese Bindungsbeziehung ist, zeigt sich darin, dass Kinder, die im Kindergarten eine enge Beziehung zu einer Fachkraft aufgebaut haben, auch in der Schule erfolgreicher sind und ein positiveres Sozialverhalten zeigen.


Quelle: Gartinger, S. (Hrsg.) (2020): Erzieherinnen + Erzieher. Professionelles Handeln im sozialpädagogischen. Berufsfeld. S.172, Berlin: Cornelsen Verlag.

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