Lernen durch Versuch und Irrtum

Im vorangegangen Beitrag konntest du bereits sehen, wie Katzen gelernt haben aus einem “Problemkäfig” zu entkommen. Sie gingen dabei nicht sonderlich strategisch vor, sondern versuchten einfach verschiedene Lösungsmöglichkeiten bis es ihnen endlich gelang aus dem Käfig zu kommen. Nach einigen Wiederholungen hatten sie die erfolgreiche Verhaltensweise gelernt. Was wir bei den Katzen beobachten konnten, gilt auch für den Menschen. Schauen wir uns dies am Beispiel vom kleinen Nico an:

“Der kleine Nico möchte Schokolade, die auf dem Tisch liegt. Er kann sie jedoch nicht erwischen, weil sie für ihn zu hoch oben liegt. Darum probiert er aus, wie er die Schokolade erreichen kann: Er hüpft hoch, kommt jedoch nicht hoch genug. Er wirft seinen Teddy auf die Schokolade, doch sie fällt nicht herunter. Er schiebt einen Stuhl an den Tisch, steigt auf den Stuhl und erreicht so die Schokolade . Künftig schiebt Nico gleich einen Stuhl an den Tisch und steigt darauf, wenn er etwas haben möchte, was auf dem Tisch liegt…”

Der Lernvorgang

Der Lernvorgang beim Lernen durch Versuch und Irrtum erfolgt in folgenden Schritten:

  1. Der Mensch steht vor einem Problem, das er lösen will(Nico möchte die Schokolade auf dem Tisch. Sie liegt jedoch zu hoch oben.)
  2. Er erprobt verschiedene Lösungsmöglichkeiten. (Nico hüpft, wirft den Teddy, schiebt den Stuhl heran…)
  3. Erfolglose Verhaltensweisen werden eingestellt. (Nico hüpft künftig nicht mehr hoch und wirft auch seinen Teddy nicht mehr nach der Schokolade, weil beides erfolglos war.)
  4. Erfolgreiche Verhaltensweisen werden als Lösung gespeichert und beim nächsten Mal wieder gezeigt. Dadurch wird die Verhaltensweise gelernt(Nico schiebt nun immer einen Stuhl an den Tisch und steigt auf den Stuhl, wenn er etwas auf dem Tisch haben will.)

Drei Voraussetzungen dieser Lerntheorie

Thorndike formulierte drei Bedingungen, die erfüllt sein müssen, damit erfolgreich gelernt wird:

  • Damit der Mensch überhaupt auf die Idee kommt, verschiedene Verhaltensweisen auszuprobieren, muss er ein Problem oder das Bedürfnis haben, etwas auszuprobieren!
  • Es muss eine erfolgreiche Verhaltensweise gefunden werden, damit ein Lerneffekt eintritt! Denn es werden nur die Verhaltensweisen erlernt, die zum Erfolg führen. Wird keine Lösung gefunden, so wird auch keine neue Verhaltensweise gelernt.
  • Das erfolgreiche Verhalten wird in der Regel nicht beim ersten Mal gelernt, sondern erst nachdem es mehrmals angewandt und wiederholt wird. Das neu entdeckte Verhalten muss demnach geübt werden, damit es gelernt wird.

Vier Gesetzmäßigkeiten beim Lernen durch Versuch und Irrtum

In diesem Zusammenhang entstanden auch die vier grundlegenden Gesetzmäßigkeiten dieser Lerntheorie:

  1. Gesetz der Bereitschaft: Ein bestimmtes Bedürfnis bringt die Bereitschaft zum Lernen hervor. (Nico wollte die Schokolade.)
  2. Prinzip des Versuch und Irrtums: Der Mensch probiert verschiedene Verhaltensweisen aus, um an sein Ziel zu gelangen. 
  3. Effektgesetz: Erfolgreiche Verhaltensweisen werden beibehalten, die erfolglosen Verhaltensweisen werden unterlassen und gehen verloren.
  4. Frequenzgesetz: Die erfolgreichen Verhaltensweisen werden erst durch Übung und Wiederholungerlernt.

WichtigEffektgesetz und Frequenzgesetz sind abhängig voneinander! Weder Erfolg (gemeint sind: erfolgreiche Verhaltensweisen) ohne Übung, noch Übung ohne Erfolg führen zu einem dauerhaften Lernergebnis!

Quelle: Hagemann (Hrsg.) (2013): Pädagogik/Psychologie für die sozialpädagogische Erstausbildung. S.134f. Köln: Bildungsverlag EINS.

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